Die Kreuzkirche Hof ist weit mehr als nur ein Gotteshaus – sie ist Ausdruck einer bewegten Kirchengeschichte und eines lebendigen Gemeindelebens. Ihre Entstehung in den 1950er und 1960er Jahren, initiiert von Pfr. Dr. Oswald Henke und der Gemeinde St. Michaelis, markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der religiösen Entwicklung Hofs. Dabei spiegeln sowohl die baulichen Entscheidungen als auch die ideellen Impulse jener Zeit den tiefen Wunsch nach einem eigenen Ort der Begegnung und des Glaubens wider.
Historischer Kontext und Gründung
Bereits in den 1950er Jahren war unter Pfr. Dr. Oswald Henke – verantwortlich für den 2. Sprengel der St. Michaelis-Gemeinde – ein dynamischer Aufbruch zu verzeichnen: Die Gemeinde wuchs rasant von 4.200 auf über 6.000 Mitglieder. Mit Blick auf das neu entstehende Stadtviertel initiierte Henke nicht nur eine eigene Bibelstunde im Kinderhort in der Fröbelstraße, sondern gründete auch einen Besuchsdienst, um den neu zugezogenen Bürgern den Zugang zur Kirche zu erleichtern. Obwohl er den Bau und die Einweihung des neuen Gotteshauses nicht mehr miterleben durfte, hinterließ er seinen prägnanten Vorschlag – den Namen „Kreuzkirche“ – als ideelle Wegmarke für das kommende Werk.
Im Mai 1959 entstand dann der „Kirchenbauverein der Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Michaelis in Hof e.V.“, der maßgeblich den Bau und die Ausstattung der Kirche vorantrieb. Nach intensiven Verhandlungen gelang der Erwerb eines ideal gelegenen Baugrundstücks an der Einmündung der Jahnstraße in die Kulmbacher Straße – ein Standort, der nicht nur von der Stadtverwaltung als ideal bezeichnet wurde, sondern auch den zukünftigen Erfolg des Projekts sicherstellte.
Der Bau und seine symbolträchtige Grundsteinlegung
Die Grundsteinlegung der Kreuzkirche am 26. August 1962 markierte den offiziellen Beginn eines Bauwerks, das in einem Architektenwettbewerb mit 42 eingereichten Entwürfen Gestalt annahm. Der preisgekrönte Entwurf von Kurt Richter setzte maßgebliche Akzente, die bis heute das Erscheinungsbild prägen. In der feierlichen Urkunde zur Grundsteinlegung fanden sich zudem eindringliche Worte, die inmitten der politischen Zerrissenheit Deutschlands – getrieben von der Teilung und dem Mauerbau – den Wunsch nach Versöhnung und Wiedervereinigung zum Ausdruck brachten. Diese Symbolik des Kreuzes als Zeichen der Vergebung und der Kraft Gottes sollte fortan den Weg der Gemeinde leiten.
Im Mai 1961 entschied sich das Preisgericht zugunsten von Kurt Richters Entwurf, der bereits im Rohbau fortschrittlich umgesetzt wurde. Der Kirchbau, dokumentiert in eindrucksvollen Bildern von Kirchbauverein-Vorsitzendem Kurt Bayreuther, stand sinnbildlich für den baulichen und geistigen Neuanfang einer Gemeinde im Umbruch.
Einweihung und Entwicklung der Gemeinde
Der feierliche Einzug in das neue Gotteshaus erfolgte am vierten Adventssonntag 1963, als Pfarrer Schubert – verantwortlich für den 2. Pfarrsprengel St. Michaelis – in Anwesenheit von Oberkirchenrat Emil Flurschütz die Türen der Kreuzkirche öffnete. Dieser feierliche Gottesdienst und der anschließende Festakt symbolisierten die offizielle Übergabe des Gebäudes an die Gemeinde, die bereits kurz darauf – 1966 – ihre Selbstständigkeit von der Mutterkirche St. Michaelis erlangte.
Die folgenden Jahrzehnte zeugen von einem dynamischen Gemeindewachstum und vielfältigen baulichen sowie konzeptuellen Weiterentwicklungen:
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1971: Die Einweihung der Peter-Orgel veredelte den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes.
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Erweiterungen und Modernisierungen: Unter den Pfarrern Pfarrer Gerhard Lenz, Martin Müller, Matthias Herling und seit 2011 Dr. Matthias Westerhoff wurden der Kindergarten, der Kinderhort – später zum modernen Kinderhaus in der Fröbelstraße fusioniert – sowie neue Räumlichkeiten geschaffen. Eine umfassende Umgestaltung der Kirche nach dem Entwurf von Sonja Weber im Jahr 2008 markierte einen weiteren Meilenstein in der baulichen Geschichte.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Kreuzkirche spiegelt das Bestreben wider, stets einen Ort zu bieten, an dem sich Glaube, Gemeinschaft und zeitgemäße Kultur begegnen können.
Zeitgenössische Kultur und künstlerische Impulse
Die Kreuzkirche versteht sich nicht nur als sakraler Raum, sondern auch als kulturelles Zentrum. Im Eingangsbereich beeindruckt die Kunstinstallation „Herztöne“ von Judith Siedersberger, deren klangliche und visuelle Elemente durch rankenden Efeu an den Säulen des umlaufenden Bandes ergänzt werden. Das Foyer des Untergeschosses beherbergt wechselnde Kunstausstellungen lokaler Künstler und bietet so eine Bühne für kreative Ausdrucksformen – zuletzt wurde im Rahmen des 60-jährigen Jubiläums 2023 sogar ein Graffiti-Wettbewerb veranstaltet. Diese künstlerischen und kulturellen Aktivitäten unterstreichen die lebendige Verbindung zwischen Tradition und Moderne und tragen dazu bei, dass die Kreuzkirche auch heute noch als lebendiger Treffpunkt und Impulsgeber in Hof fungiert.
Die Kreuzkirche Hof ist ein eindrucksvolles Zeugnis der kirchlichen Erneuerung und des gemeindlichen Zusammenhalts in einer Zeit des Umbruchs. Von den ersten Impulsen in den 1950er Jahren bis hin zu den vielfältigen baulichen und kulturellen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte steht sie als Symbol für Hoffnung, Versöhnung und den festen Glauben an die Kraft der Gemeinschaft. Mit ihrer bewegten Geschichte, den prägnanten architektonischen Akzenten und dem fortwährenden Engagement ihrer Gemeindemitglieder ist die Kreuzkirche nicht nur ein historisches Bauwerk, sondern ein lebendiger Ort der Begegnung und Inspiration – ein echtes Herzstück Hofs.